Den Aufenthalt in Medellin haben wir Dank der Gastfreundschaft von Alejandro und dem mildem Klima sehr genossen. Aber wie so oft bei unserem Abenteuer hieß es wieder: „Alles einpacken und an das Fahrrad hängen, es geht weiter“.
Aus Medellin hinaus erfreuten wir uns an einer 40 Kilometer langen Auffahrt mit recht viel nervigem Verkehr. Zum Ende zu wurde es immer mehr eine Ausdauerprobe, weil die Anstiege in den Serpentinen immer anspruchsvoller wurden.
Maximale Höhe: 2461 m
Gesamtanstieg: 5573 m
Nach 1.000 Höhenmetern haben wir den höchsten Punkt erreicht und rollten noch 10 Kilometer den Berg hinab und fanden in der Ortschaft Versalles ein Bett für die Nacht. Für 10.000 kolumbianische Pesos, ungefähr 4€, war dies unser bisher günstigstes Zimmer.
Der nächste Tag wartete mit einer 40 Km langen Abfahrt auf. Bei dieser hat es uns von 2200 auf 620 Meter kräftig den Schlafsand aus den Augen gefegt. War es bei unserem Start noch sehr frisch, konnten wir uns in La Pintada erst einmal von mehreren Lagen Kleidung befreien.
In La Pintada fuhren wir gleich die erste Bäckerei / Panaderia an, um uns bei einem Tinto und etwas Gebäck zu akklimatisieren.
Tinto ist ein Kaffee, welcher hier in Kolumbien mit viel Zucker zubereitet wird. Diese heiße Verführung ist auch das Nationalgetränk. Tinto bekommt man in ganz Kolumbien eher zu kaufen als Wasser, denn die Straßenränder sind gefüllt mit Ständen mit Thermoskannen voller Tinto. Auch in den Ortschaften findet man Tintoverkäufer vor allem um die Dorfplätze und manchmal mit einem Tablett auf dem Arm durch die Straßen ziehen. Für Kaffeenachschub ist also immer gesorgt und für den Preis von 500 COP (0,20€) für uns immer wieder eine Einladung zu einer Pause.
Gegen 13:30 Uhr erreichten wir das Örtchen La Felisa. Da es einige Unterkünfte und Lädchen hatte und das Thermometer sich in Richtung unerträglicher 40°C bewegte, nannten wir es einen Tag und legten uns zurück.
Unser Ziel für den nächsten Tag hieß Pereira. Dort konnten wir bei Humberto übernachten, welchen wir über Warmshowers kontaktiert hatten. Bis dahin waren es aber noch 88 anstrengende Kilometer. Wir verließen den Lauf des Rio Cauca und es wurde zunehmend hügeliger. Zu Beginn des Tages dominierten Orangenplantagen unser Blickfeld, welche später durch Kaffeeplantagen abgewechselt wurden. Auf der „Autopista del Cafe“ ging es an unzähligen Kaffeeplantagen vorbei. Nun besteht kein Zweifel mehr, wir haben die sogenannte Kaffee – Zone von Kolumbien erreicht.
An einem Rasthof trafen wir wieder auf James, welchen wir am Vortag verloren hatten. Wir wurden alle drei von einem nettem Kolumbianer zum Essen in den Rasthof eingeladen. Peinlich berührt, aber sehr dankbar, verputzten wir ein köstliches Menü bestehend aus einem riesigem Putenbruststück, Salat, Pommes, Reis und Cola. Eines dieser Gerichte kostete schon mehr als manche Unterkunft bisher.
Dieser Tag war nicht einfach nur ein Tag, es war DER Tag des Endspiels der Fußball – WM 2014 von Deutschland gegen Argentinien. Voller entsetzen mussten wir feststellen, dass man uns die falsche Zeit gesagt hatte und das Spiel schon lief, als wir an ein Paar Kneipen bei Santa Rosa de Cabal passierten. Wir schauten uns den Rest der ersten Halbzeit in Santa Rosa de Cabal an und rollten in der Halbzeitpause die fehlenden Kilometer nach Pereira hinab.
Wir beide haben ja mit Fußball eigentlich nicht viel am Hut, aber das Finalspiel wollten wir uns dann doch anschauen. Nachdem die deutsche Nationalmannschaft zur großen Freude der Kolumbianer, die Brasilianer so schön zerpflückt hatten und die Kolumbianer mit den Argentiniern nicht die größten Freunde sind, wurde ausschließlich den Deutschen, die Daumen gedrückt. Unser mangelndes Fußballwissen wurde dann mit der Einen oder Anderen Fachfrage auch sehr schnell entlarvt.
Nach dem Sieg der deutschen Mannschaft wurden wir beglückwünscht, als hätten wir die entscheidenden Tore geschossen. Wir verabschiedeten uns von unseren Fans und rollten zum Haus von Humberto, wo wir uns von dem ereignisreichem Tag erhohlen konnten.
Salento hieß unser Ziel für den nächsten Tag, welches wir nach 38 kräftezehrenden Kilometern erreichten.
Das Dorf ist auf 1.900 Metern gelegen und wartete mit angenehmen Temperaturen auf. Weiterhin gibt es viel zu sehen und zu entdecken, warum wir hier auch eine kleine Pause einlegen werden.
Für die nächsten Tage möchten wir eine Führung auf einer Kaffeeplantage unternehmen und das Valle de Cocora besuchen, wo die höchsten Palmen der Welt stehen sollen.
Weitere Impressionen und Eindrücke von Salento gibt es in unserem nächsten Beitrag.
Hasta Luego Amigos“