Puerto Valdivia verließen wir im Morgengrauen. Auf uns wartete eine lange Steigung hinauf in die Anden. Auf den ersten 10 Kilometern begleitete uns noch das schwüle Klima des Flußtales. Desto weiter wir uns nach oben schraubten, umso angenehmer wurde es. Oben auf 1.900 Mertern wurden wir von Nebel umhüllt und seit langen empfanden wir ein Kältegefühl. Nach 42 Kilometern und 1.500 Höhenmetern beendeten wir unseren Tag an dem Rasthof El Descansar.
Hier in Kolumbien sind entlang der größeren Straßen in regelmäßigen Abständen Rasthöfe zu finden welche für LKW – Fahrer einen Platz zum Schlafen und eine warme Mahlzeit anbieten. Diese Zimmer bieten auch alles was der erschöpfte Radler benötigt, ein Bett zum schlafen und eine Dusche. Weiterhin sind sie zwischen 4 – 8 € auch recht erschwinglich.
Als wir vor der Unterkunft in der Kälte unsere Kocher für das Abendbrot startklar machten, hatte der Besitzer mittleid mit uns und brachte uns allen eine große Portion einer köstlichen Suppe.
Gut gestärkt starteten wir in den Tag. Wir hatten großes vor, aber die Höhe und das kältere Klima verlangten doch einiges an Energie. So beschlossen wir bei einem Stop in der Stadt Yarumal uns dort für den restlichen Tag zu akklimatisieren.
Maximale Höhe: 2806 m
Gesamtanstieg: 5115 m
Langsam an die neuen Umstände gewöhnt, schwungen wir uns den nächsten Morgen wieder auf unsere Räder und peilten das Städtchen Santa Rosa de Osos an.
Wir wurden schon vorgewarnt, dass es in Santa Rosa de Osos sehr kalt werden kann. „Mucho frio“, sagten die Leute zu uns. Sie hatten Recht. Sobald die Sonne verschwand übernahm die Kälte. Dominierte die letzten Monate in Mittelamerika die Hitze unseren Alltag, so mussten wir nun erstmal schauen wo wir denn unsere wärmeren Sachen in den Taschen vergraben hatten.
Von Santa Rosa de Osos führte unser Weg hauptsächlich hinab in den Talkessel von Medellin. Rauschende Abfahrten, begleitet von einer atemberaubenden Kulisse aus Wasserfällen und grandiosen Ausblicken versüßten uns den Tag.
Nach diesen tollen Ausblicken rauschten wir hinab in den Talkessel von Medellin. Diese statt des ewigen Frühlings zählte einst zur gefährlichsten der Welt. Hier trieb einst der Drogenboss Pablo Escobar sein Unwesen. Sein Unternehmen verantwortete einst 80% des weltweiten Kokainschmuggels. Nachdem er 1993 erschossen wurde, hat sich die Sicherheitslage von Medellin stetig verbessert.
In Medellin konnten wir für drei Tage bei Alejandro unterkommen. Er ist Medizinstudent und öffnete seine Wohnung für uns drei verschwitzte Radler (James und wir Zwei).
Ganz oben auf unserer Liste für Medellin stand das Besorgen von ein Paar Fahrradteilen. Wir brauchten neue Bremsklötzer, Spiegel (Die letzten hatten wir in Mexiko gekauft und schon wieder zerrammelt.), Flickzeug (Die letzte 24er Packung ist schon wieder alle. Dabei hatten wir die letzten Flicken schon geteilt…) und neues Kettenöl. Wir hätten auch gern zwei neue Ersatzschläuche gekauft, diese sind für unsere 28 Zoll Räder einfach nicht zu finden. Unser funktionieren zwar noch, jedoch kleben wir schon Flicken über Flicken – mal sehen wie lange das noch so gut geht…
In Medellin gibt es eine aktive Fahrradkultur. Diese wird unter anderem durch ein gutes Fahrradwege – Netz gefördert. Jeden Dienstag Abend steigt die große Fahrradfahrt durch die Stadt. Bei uns ist dieses Ereignis auch unter Critical Mass bekannt. Wir waren über die vielen Radler mit noch so außergewöhnlichen Rädern sehr erstaunt.
In der Innenstadt von Medellin sind viele füllige Figuren aufgestellt. Diese wurden von Fernando Botero geschaffen, einem Sohn Medellins. Er erschuf eine neue Kunstform in der die Figuren sehr füllig dargestellt werden, weil dies in seiner Vorstellung viel natürlicher wirkt.
Medellin besitzt auch zwei Seilbahnen, von dessen Bergstationen wir einen wunderbaren Blick über die Stadt hatten. Weil die Seilbahn über die ärmeren / Problem – Bezirke führt in denen beim Bau Schießereien zum Tagesprogramm gehörten, wurden die Kabinen mit Kugelsicherem Glas ausgeführt – sehr beruhigend…
Wir hatten eine schöne und erholsame Zeit in Medellin und konnten unsere Batterien für die nächsten Bergetappen aufladen. Wir möchten uns bei Alejandro sehr für die Gastfreundschaft bedanken – wir hatten eine tolle Zeit!
So nun aber wieder den kleinsten Gang eingelegt und dann geht es raus aus dem Tal zurück in die Berge.
Colombia!!!
Hasta Luego!
Achso, Batterien laden. Also doch E-bikes!