Die Nacht hatte es sich nicht sonderlich abgekühlt und wir schoben unsere Räder noch vor Sonnenaufgang zurück auf die Straße. Wir wollten noch die Zeit nutzen, bevor die Sonne die Luft zum flimmern bringt.
Nach nur 40 Kilometern war der Tag vorbei und wir saßen in Chulucanas auf dem Bürgersteig. Auf mysteriöse Weise hat sich wieder der Flicken von dem Schlauch an meinem Rückrad gelöst und wir versuchten mit den unterschiedlichsten Methoden das Loch zu zukleben. Alle Mühen waren erfolglos und immer wieder löste sich der Flicken. Eigentlich haben wir ja zwei Ersatzschläuche, aber selbst bei denen halten die letzten Flicken nicht mehr.
Nach über einer Stunde erfolglosem rumprobieren suchten wir uns frustriert eine Unterkunft, in der Nähe des Hauptplatzes. Eine riesige Unterkunft mit eigenem Bad und Internet bekamen wir für umgerechnet 6 €.
Eigentlich sind wir ja schon Flickprofis, aber dieses Mysterium konnten wir nicht entschlüsseln. Nach mehreren Erfolgreichen Versuchen bin ich in die Stadt aufgebrochen, um nach irgendeinem Ausweg zu suchen. Ich fand eine Reihe von Fahrradschraubern in der Nähe des Mercados. Es muss ein Wink des Himmels gewesen sein – dort gab es sogar Schläuche für unsere Räder. Mit neuen Schläuchen und einer neuen Packung Flickzeug ging es tanzend zurück, um dieses Mysterium endlich zu beenden. Die Flickenteppiche landen erstmal in der Tonne und wir starten mit frischen Schläuchen.
Nachdem wir diese Probleme aus der Welt geschafft hatten, konnten wir am nächstem Tag mit ruhigem Gewissen wieder voll durchstarten.
Maximale Höhe: 1420 m
Gesamtanstieg: 3526 m
Die Wüstenlandschaft hat uns in seinen Bann gezogen. Die Kilometer verfliegen wie im Flug. Zwischen den Ortschaften liegen 30 Kilometer und mehr. Trotz der trockenen Landschaft war recht viel Getier unterwegs. Unzählige Ziegen knabbern an dem letztem Grün der Dornenbüsche herum. Einige Wildschweinrudel kreuzten die Straße.
Der sehr wenige Verkehr und der Seitenstreifen haben den Tag noch abgerundet. Nur alle 15 Minuten passierte uns ein Fahrzeug. Ansonsten gab es nur uns und unsere Räder auf dem Weg durch das weite Nichts.
In dem Örtchen Naupe ließen wir uns für eine Mittagspause auf dem Hauptplatz nieder.
Einige Kilometer vor dem Städtchen Olmos verkrochen wir uns mit den Rädern in die Büsche, um einen Platz für unser Zelt zu suchen. Da so ein Tag nur mit Platten komplett ist, gab es beim Schieben zu unserem Nachtlager noch einen Platten an meinem Vorderrad und einen Weiteren an Anjas Hinterrad. Wenn schon der Pannenschutz an den Schwalbe Mondial – Reifen nichts taugt, dann haben wir jetzt endlich wieder super Flickzeug
Wir spulten diesen Tag insgesamt 116 Kilometer runter. Über 100 Kilometer – das war schon ein super Gefühl. Das letzte Mal, als wir es darüber geschafft haben, ist schon eine ganze Weile her.
Den nächsten Tag begangen wir wieder in der Früh und rollten unsere Fahrräder durch das Dickicht wieder zurück auf die Straße. Es war mein Geburtstag und als Geschenk gab es gleich mal einen schleichenden Platten. Zum Glück reichte die Luft die 12 Kilometer bis nach Olmos. Dort machten wir an der ersten Tankstelle halt und wechselten im Schatten den Schlauch. Wir nutzten den Luxus eines Kompressors. So blieb uns das schweißtreibende Aufpumpen erspart.
Um und in Olmos gab es dichten, hektischen Verkehr und wir bahnten uns einen Weg durch die TukTukarmada zum Hauptplatz. Dort stockten wir unsere Vorräte für die nächsten Tage auf. Nach einem stärkendem Snack, legten wir dann ostwärts, in Richtung der sich monströs auftürmenden Andenkette, ab. Unser Weg führte dann zum Glück in einem Tal, leicht ansteigend, die Berge empor. Die Sonne brachte die Luft in dem Tal zum Kochen und so wurde es nach der Zeit zu einer leichten Strapaze.
Wir hielten schon eine Weile nach einem Platz für unser Zelt ausschau. Rechts der Straße viel das Gelände zum Fluss ab und Links ging es direkt den Berg hinauf – nicht viel Platz für unser Zelt. Bei der Ortschaft Chinche fragten wir uns durch und bekamen in der Schule einen Raum zum Übernachten zur Verfügung gestellt.
Der Direktor war sehr glücklich, dass wir vorbeikamen und tauschte sich mit uns, über vielerlei Themen aus. Die Leute im Norden von Peru sind spürbar sehr stolz auf ihr Land und fragen uns immer wie uns Land und Leute gefallen.
Auch scheint die Leute die dunkle Seite der deutschen Geschichte zu faszinieren. Sie sind immer sehr stolz darauf, dass sie ihr „Alemania – Esto tierra del Hitler“ vom Stapel lassen können. Auch werden wir manchmal mit einem Euphorischem „H**l H**ler“ begrüßt. Diese Leute sind dann meistens sehr verdutzt darüber, dass sie von uns keinerlei Beachtung mehr geschenkt bekommen.
Es wurden in dem Dorf mal Reparaturen an der Stromleitung begonnen, jedoch noch nicht abgeschlossen. So hat die Schule schon seit zwei Wochen keinen Strom und der Direktor brachte uns noch einen Satz Kerzen zur romantischen Beleuchtung.
Die Freundlichkeit, Herzlichkeit sowie Hilfsbereitschaft der Leute im Norden von Peru haut uns regelrecht um. Wir genießen jeden Tag und freuen uns, das Wagnis der gewählten Strecke eingegangen zu sein. Da wir aber unseren Glücksengel nicht weiter strapazieren möchten, geht es jetzt aber wieder in höhere Gefilde von Peru.
Muchas Gracias Amigos!!!