Nicaragua empfang uns mit heißen Temperaturen. Das Thermometer bewegte sich um die Mittagszeit gegen 40°C und das zerrte stark an unserer Energie.
Auf den ersten Kilometern in diesem Land, waren wir schon von deutlich mehr Radfahrern umgeben. Wo die Leute in El Salvador und Honduras schon bei Kurzstrecken auf Taxis oder Busse zurückgegriffen haben, ist hier jetzt das Fahrrad das Massentransportmittel. So kommen wir mit einigen Radlern in Kontakt wo dann die Frage: „Wie viel Dollar kostet denn dein Rad?“ nicht lange auf sich warten lässt. Diese Fragen nach, wie teuer etwas ist, sind uns immer sehr unangenehm. Wir versuchen es mit „weiß nicht“ oder untertreiben oftmals sehr stark.
Diese Frage birgt aber noch ein ganz anderes Problem, mit welchem wir vor allem in Guatemala, El Salvador und Honduras konfrontiert waren. Das Weltbild der Leute ist leider etwas begrenzt. Neben dem eigenem Land und den Nachbarländern gibt es in ihrer Welt nur die USA, English als Sprache und Dollar als Währung. Wir werden immer gleich für „Gringos“ gehalten und kriegen das in einigen Ortschaften auch lautstark zu hören.
Falls wir uns bei der Einen oder Anderen Situation um Aufklärung bemühen, dass wir in Deutschland deutsch sprechen und in € bezahlen, dann schauen wir in ungläubige Gesichter. Das Problem rührt unserer Meinung daher, dass der Großteil des Fernsehprogrammes amerikanischen Ursprunges ist, welches spanisch synchronisiert ist. Wenn es in den vielen Blech-, Planen- oder Holzhütten kein fließend Wasser gibt, dann haben sie aber mindestens einen Fernseher. Diese vielen Schundsendungen sind der Grund, warum einige Leute denken, dass wir unsere vielen Taschen am Fahrrad benötigen, weil das Geld nicht alles ins Portemonai passt.
Unsere erste Station in Nicaragua war Chinandega. Eine Gewitterfront hat uns die letzten 15 Kilometer in Schach gehalten. Bei jeder Regenpause haben wir unsere Räder aus unserem Regenunterstand auf die Straße zurückgeschoben, um weiterzuradeln. Vier mal hat es kurz darauf wieder angefangen und beim letzten mal wollte es nicht mehr aufhören. Dann, eh schon durchnässt, sind wir auf den Straßen von Chinandega geradelt, welche sich inzwischen schon in Flüsse verwandelt hatten. Nahe des Stadtzentrums haben wir eine Unterkunft gefunden und waren froh, endlich im Trockenem zu sein.
Weiter ging es in die schöne Stadt Léon. „León gilt als intellektuelle Metropole Nicaraguas und steht traditionell für das liberale Element des Landes; die Stadt war ein Zentrum der Revolutionskämpfe 1978/79 und Wohnsitz des berühmten Dichters Rubén Darío.“ Quelle: Wikipedia
Léon pflegt auch eine Städtepartnerschaft mit Hamburg. Von Hamburg ausgemusterte Müllfahrzeuge verrichten hier, teilweise noch unter deutschem Kennzeichen, ihren Dienst.
Managua ist die heutige Hauptstadt von Nicaragua und unsere nächste Station. 100 Kilometer trampeln und dann sind wir durch diese riesige Stadt geirrt. Bei den vielen großen Einkaufzentren fühlten wir uns hier in Nicaragua plötzlich wie im falschem Film.
Maximale Höhe: 994 m
Gesamtanstieg: 3938 m
Granada ist neben Léon auch eine Perle Nicaraguas und unsere nächste Station. Auf dem Weg dahin hat uns der Schrott, welcher hier auf der Straße liegt, deutlich zu Schaffen gemacht. Drei mal mussten wir einen Platten reparieren. Das ist zwar noch nicht unser Rekord, aber bei dieser Hitze dennoch sehr schweißtreibend.
In Granada haben wir uns nach dieser heißen Etappe drei Tage Fahrradpause gegönnt. Die Stadt wurde vom spanischen Eroberer Francisco Hernández de Córdoba 1524 gegründet. Das koloniale Flair durch die entsprechenden Gebäude, macht Granada zur schönsten Stadt Nicaraguas.
Zur Kolonialzeit besass Granda, trotz Binnenlage einen der bedeutendsten Häfen Zentralamerikas. Die Stadt hatte Handelsverbindungen mit Cartagena (Kolumbien), Guatemala, El Salvador und Panama. Die Handelsroute verlief über den Nicaraguasee und weiter über den Rio San Juan in die Karibik.
Nicaragua ist dabei, auch einen Kanal zwischen Pazifik und Atlantik zu errichten, welcher dann das Gegenstück zum Panamakanal sein wird. Dieser Kanal folgt dann ebenfalls auf teilen der alten Handelsroute. Nur zum Pazifik muss noch ein Durchbruch mit mehreren Schleusenstationen errichtet werden. Dieses Projekt wird Nicaragua wohl auf Grund auf verändern und bei Gelingen, wie in Panama geschehen, einen kräftigen wirtschaftlichen Aufschwung verleihen.
Granada wurde aufgrund seines Reichtums durch die starke Handelstätigkeit, dreimal von Piraten geplündert. Hoffentlich haben die Chinesen, welche sehr in das Kanalprojekt involviert sind, nicht ähnliches vor…
Aber jetzt zurück zu der schönen Stadt.
In unserem Hostal hatte sich auch James, ein Radfahrer aus den USA verirrt. Er ist ebenfalls von der USA gestartet. So hatten wir viel über die zurückgelegten Kilometer auszutauschen.Seine nächste Station war die Insel Ometepe. Da er Granada schon einen Tag eher verließ als wir, verabredeten wir uns da.
Die Insel Ometepe liegt im See – Nicaragua. Diese Insel ist geformt durch zwei Vulkane, welche aus dem See empor ragen.
Mit James zusammen, unternehmen wir eine Wandertour auf den noch aktiven Vulkan Conception. Weil wir unsere Energie für die nächsten Fahrradkilometer nicht aufbrauchen wollten, ging es nur bis zum Aussichtspunkt und nicht zum Kraterrand. Unser Weg führte durch Bananen- und Kaffeeplantagen und wurde durch Affengeschrei begleitet.
Nach diesem gelungenem Tag, beschlossen wir der Insel am nächsten Tag den Rücken zu zukehren und den Weg Richtung Costa Rica einzuschlagen.
Eine flache Straße brachte uns zur Grenze zu Costa Rica. In Begleitung mit James brachten wir die Grenzformalitäten hinter uns und befanden uns nun wieder in einem neuem Land, in welchem wieder neue Abenteuer auf uns warten.
Rauf aufs Rad und weiter gehts…
Have Fun!
Hasta Luego!