Mit schweren Herzen haben wir Kolumbien verlassen und uns in ein neues Land begeben. Ecuacor wartet auf uns.
Dieses Land soll landschaftlich einen Querschnitt von ganz Südamerika bieten. Es besitzt weite Regenwälder im Amazonastiefland. Die Anden mit den beiden Gebirgszügen Cordillera Occidental und Cordillera Central, bilden das Zentrum des Landes. Zum Pazifik zu, gibt es dann auch noch das tropische Küstengebiet. Als absolutes Highlight Ecuadors, zählen auch noch die Galapagosinseln rund 1.000 Kilometer vor dem Festland.
Unsere Route durch Ecuador folgt jedoch nur durch die Sierra, dem Hochland. Alles andere wäre auch zu einfach…
Die Einreiseformalitäten waren schnell erledigt und der Beamte knallte uns 90 Tage in die Pässe und wünschte gute Fahrt. Ecuador bietet auch für Touristen eine kostenlose Gesundheitsbehandlung. Wieder mal ein Land wo wir uns fragen, warum wir unsere Reisekrankenversicherung überhaupt die ganze Zeit am laufen haben.
Diese in dem Beitrag beschriebene Route soll uns nun von der nördlichen Grenze Ecuadors zur Nachbarstadt von Quito, nach Tumbaco führen. Dort öffnet Santiago bei seinem Casa de Ciclistas die Pforten für jeden verschwitzten Radler. Dort wollen wir uns für einige Tage erholen und unsere Räder wieder auf Vordermann bringen. Also rauf aufs Rad und los gehts!
Maximale Höhe: 3730 m
Gesamtanstieg: 5433 m
Um uns auf das neue Land einzustimmen, haben wir in der ersten Stadt nach der Grenze in Tulcan, eine Bäckerei angefahren.
Das Bäckereiangebot hat uns sehr zuversichtlich gestimmt und so sind wir gestärkt aufgebrochen. Es war Sonntag und wir mussten noch eine viertel Stunde warten, bis dann der Supermarkt seine Pforten öffnete. Wir wollten gleich nach der Stadt in unser erstes Abenteuer in Ecuador starten und wollten da ausreichend Proviant in unseren Taschen haben.
Nach Tulcan lenkten wir unsere Räder, auf einen zu Beginn noch sehr guten Feldweg. Dieser sollte uns hinauf in das „Reserva Ecologica El Angel“ bringen. Es ist ein Naturpark mit einer einzigartigen Pflanzenwelt.
Es ging stetig bergauf und der Weg wurde zunehmends schlechter. Es gab faustgroße Steine und riesen Schlammpfützen zu umfahren. Nichts desto trotz war die Erfahrung, weit weg von viel Verkehr und Ortschaften zu Radeln mal wieder etwas besonderes. Wir radelten entlang an kleineren Lagunen, passierten viele Flüsse und genossen die Stille abseits der Straße. Nur wir und unsere Räder.
Wir fanden in einem anderen Blog die Info, dass es auf dem höchstem Punkt bei 3.750 m, das Besucherzentrum für den Park geben soll. In diesem Gebäude soll man schlafen können und es soll auch eine Feuerstelle zur Verfügung stehen.
Vor allem der Gedanke an die wärmende Feuerstelle peitschte uns an, die letzten Höhenmeter noch durchzubeißen. Die Sonne hatte sich schon längere Zeit hinter den Wolken versteckt. Diese sendeten uns dazu auch immer wieder einen feuchten Gruß von oben. Der Wind, die Feuchte und die Höhe ließen uns immer stärker auf die Feuerstelle hoffen.
Leider waren an dem Gebäude dann großartige Umbauarbeiten im Gange und uns blieb nichts anderes übrig, als unsere Zelte auf dem Parkplatz aufzuschlagen.
James hat den Gedanken an das Feuer aber nicht aufgegeben und versuchte vergeblich ein Lagerfeuer zu entzünden. Das Holz war durch die vielen Regenfälle aber sehr nass und so verkrochen wir uns dann zeitnah in unsere Schlafsäcke.
Am nächsten Morgen herrschten Temperaturen knapp über 0°C. Dies machte den Start in den Morgen, in Kombination mit der feuchten Luft und dem Wind, zu einem sehr unangenehmen Erlebnis.
Nachdem wir dann alle Sachen auf unseren Rädern festgezurrt hatten, konnten wir die Abfahrt hinunter zu dem Dorf El Angel angehen.
James war schon etwas eher gestartet und versprach uns, bei der ersten Bäckerei in El Angel einen Platz zu sichern. Wir sind immer erstaunt, in welch kurzer Zeit James abfahrbereit ist. Das Rennen gewinnt er immer.
Die Abfahrt war dann alles andere als ein Vergnügen. Die Bremsen auf Anschlag, weichten wir den größten Steinen aus und versuchten durch die kleineren Löcher auszuweichen. Nach einer fast zwei stündigen Schüttelpartie erreichten wir dann El Angel und trafen James wieder. Wir waren für den Asphalt, für den Rest des Tages, sehr dankbar.
Von hier aus ging es zunächst ein wenig auf und ab, bevor wir dann eine weitere fast einstündige Abfahrt vor uns hatten. Diesmal zum Glück asphaltiert.
Im Sturzflug ging es hinab in das Tal des Rio Chota. Waren wir bei Temperaturen knapp über dem Gefrierpunkt gestartet, fühlten wir uns nun bei Temperaturen bei über 30°C wie im Backofen. Wurden um El Angel noch Kartoffeln angepflanzt, steht dieses Tal, 1.600 Höhenmeter tiefer, nun im Zeichen des Zuckerrohrs. Einwohner des Tales sind ungewöhnlicher Weise viele Afroafrikaner. Viele ihrer Vorfahren wurden vor vielen Jahren von den Spaniern als Sklavenarbeiter für die Zuckerrohrfelder hergebracht.
Es war wieder interessant zu sehen, welchen Einfluss die Höhe hat und was hier in Ecuador aus diesem Grunde so nah aneinander wächst. Die ledernen Pflanzen aus dem Reserva Ecologica El Angel (3700 Hm) wurden im Tal des Rio Chota (1.600 Hm) schlussendlich durch Kakteen ausgewechselt.
Im Tal angelangt ging es nun bei kräftigem Gegenwind stetig aufwärts. Unser Tagesziel sollte die Stadt Ibarra sein.
In Ibarra fanden wir ein sehr tolles Hostal für 5$ das Zimmer. Weil wir noch etwas Erholung nötig hatten und das Hostal sehr schön war, verlängerten wir unseren Aufenthalt noch um einen Tag. Es gab wieder einiges zu erledigen: Fahrräder reparieren, Zelt trocknen, Reinigen unserer Schlafmatratzen und noch vieles mehr.
Ibarra wurde 1606 von den Spaniern gegründet und hatten wieder viel schöne koloniale Architektur zu bieten.
Dass Ibarra auf einem unruhigem Stück Land gebaut wurde, bekamen wir an einem kleinem Erdbeben am eigenem Leibe zu spüren. Ein sehr Starkes hatte Ibarra am 16. August 1868 heimgesucht und beinahe komplett zerstört. Die Stadt wurde aber wieder neu aufgebaut.
Gut erholt schwungen wir uns in der Früh auf die Räder, um Cayambe zu erreichen. Wir legten einen Zwischenstop in dem Dorf Otavalo ein. Dieses ist vor allem für sein buntes Leben der Indigenen bekannt. Viele Frauen waren in Tracht unterwegs und die Leute hatten ganz adere Gesichtszüge. Männer wie Frauen trugen lange geflochtene Zöpfe. Leider waren sie alle recht Fotoscheu.
Nach Otavalo blieb die Straße noch recht eben. Nachdem wir aber die Laguna San Pablo passiert hatten, schraubten wir uns wieder in die Berge hinauf.
Der Rest des Weges nach Cayambe ging haupsächlich bergab. Wir rollten an unzähligen Planenhäusern vorbei. Das Tal vor Cayambe trägt auch den Namen: „Tal der Blumen“. Ecuador ist weltweit der viertgrößte Exporteur von Schnittblumen.
Von Cayambe aus, wollten wir am nächsten Tag den Äquator überqueren. Wenige Kilometer hinter der Stadt, war es dann soweit und wir erblickten das Denkmal, welches die Mitte der Erde markiert. Eine wichtige Fotopause auf unserer Tour.
Nach einer Mittagspause in El Quinche ging es dann hauptsächlich bergab hinab nach Tumbaco.
Santiago hat uns nach einem Anruf von dem Hauptplatz von Tumbaco abgeholt. In seinem Casa de Ciclista, wollen wir uns nun für einige Tage erholen. Er hat selber eine Fahrradwerkstadt und so kommen wir in den Genuss von ordentlichen Werkzeugen.
Nun ist erstmal entspannen angesagt! Die nächsten Tage werden wir uns in dem Casa de Ciclista von Satiago häuslich einrichten.