In Mollepata drehten wir früh am morgen nochmal eine Versorgungsrunde. Diese sollte die letzte für die nächsten vier Tage sein. Wir versorgten nochmal eine Ration leichte, sowie energiereiche Kost. Käse, Kekse und Gebäck packten wir in die letzten freien Stellen unserer Taschen und dann hieß es wieder: „Berg auf!“.
Unser Weg soll uns nun zunächst nach Soraypampa führen. Von dort aus geht es auf einem Wanderweg dem Salkantay – Trek in Richtung Chaullay, wo wieder eine Straße nach Santa Teresa einsetzt.
Maximale Höhe: 4650 m
Gesamtanstieg: 3304 m
Die erste Tagesetappe waren zwar nur 26 Kilometer aber dafür galt es ja auch 1.300 Hm auf unbefestigtem Untergrund zu überwinden. Mehrere kurze rasante Abfahrten über Stock und Stein mit knackigen Gegenanstiege brachten etwas Abwechslung in den Tag. War die erste Hälfte noch von einem steileren Anstieg geprägt, so ging es in der zweiten Tageshälfte eher flacher, durch ein Tal aufwärts.
Schon von weitem bekamen wir einen kleinen Vorgeschmack darauf, was uns die nächsten Wandertage umgeben wird. Zackig, steinige Berglanschaften mit gletscherverhangenen Bergspitzen bestimmten das Bild.
Soraypampa dient als Basislager für den Salkantay – Trek. Dieser ist eine Alternative zu dem recht überlaufenem Inka – Trail, welcher nur über gebuchte Touren zugänglich ist.
Das wir uns wieder im Touristengebiet bewegen merkte man auch an den Preisen der Getränkebuden am Wegesrand. 4$ für eine Cola, dafür bekommen wir normalerweise ein Zimmer für zwei…
Ab nun geht es für uns mehr schiebend als fahrend zur Sache. Ein schmaler Pfad windet sich ab jetzt, bis auf endgültige 4.650 Meter hinauf.
Den ersten Tag unsere Wanderung sind wir ganze 4 Kilometer vorangekommen und mussten dann das Handtuch werfen, weil Anja von jeglicher Energie beraubt wurde. James entschied sich dafür, den Tag noch etwas zu nutzen und setzte das Mammutprojet fort. Wir verabredeten uns in Santa Teresa.
Wir bauten unser Zelt auf einem Plateau auf. Zum Glück entschieden wir uns an dieser Stelle abzubrechen, denn danach wäre für die nächsten 5 Kilometer kein Platz für ein Zelt auf einer Flachen zu finden. Den restlichen Tag wechselten sich Regen, Sonne und Hagel ab und wir waren froh dieses Schauspiel aus dem Komfort unserer Zeltes zu verfolgen. Am nächsten Tag war Anja wieder zur Höchstform regeneriert und wir konnten mit aller Kraft aufbrechen. Es warteten gleich sieben steile Serpentinen auf uns. Wir gingen diesen Teil eigentlich zweimal, jeweils mit einem Rad und wurden schon bald von den ersten Wanderern, welche aus Soraypampa den Morgen gestartet sind, überholt. Laufstegwanderer bewaffnet mit nichts mehr als Wanderstöcken, verfolgt von überladenen Maultierkarawane, schüttelten den Kopf über unser Vorhaben und prophezeiten unser Scheitern.
Es waren Maultier – Karawanen in beiden Richtungen unterwegs. Dass diese Tiere hier nicht so viele Fahrräder zu Gesicht bekommen merkte man an ihrem merkwürdigen verhalten. Einige ergriffen panisch die Flucht und stürzten sich die steilen Hänge hinauf oder hinab. Andere blieben wie versteinert stehen und konnten nur durch das kräftige ziehen der Maultiertrek – Führer voranbewegt werden. Den Zorn dieser Führer haben wir so einige Male zu spüren bekommen.
Die Höhe setzte uns sichtlich zu und jeder Meter wurde mehr und mehr zur Qual. Wir schoben zu zweit jeweils immer ein Fahrrad. 50 Meter geschafft und jetzt das andere… In kurzen Schritten kämpften wir uns Stück für Stück vorwärts. Das Finale war dann nochmal ein verdammt steiles Stück hinauf zum Pass auf 4.650 Meter über Null.
Hat uns bis hierhin die Sonne regelrecht gebraten, so zog es nun schlagartig zu und ein leichter Nieselregen setzte ein. Die Temperaturen sanken jetzt so schnell ab, das es auch vereinzelt Schnee gab.
Wir hatten für den abwärtsführenden Weg große Hoffnungen gehabt. Diese wurden aber sehr schnell zerstört. Es wurde jetzt sehr steinig. Wir balancierten unsere Räder über kopfgroße Klamotten und mussten sie öfters über noch größere hinwegheben.
Ein unbeschreiblich großer Kraftakt war das. Wir kamen hier aufgrund dieser Unwegsamkeiten auch nur im Schneckentempo voran. Der Regen machte das ganze dann auch noch zu einer Rutschpartie. Die Wegrinne füllte sich immer mehr mit Wasser und Schlamm und so wurde das ganze auch noch zur Matschpartie. Unsere Bremsklötzer schmiergelten dahin und der Griff an die Bremse wurde immer mehr zu einem Griff ins leere. Dass Anja hier nicht ihr Fahrrad die Böschung runterschmiss war dann nur noch einem Lichtblick auf ein Plateau zu Verdanken. Von weitem waren ein Paar Planenhäuschen zu erkennen und dies sollte unser Tagesziel sein. Bis zum Ziel waren es dann aber noch gute zwei Stunden Schinderei.
Nach dieser Nacht auf 3.900 Metern setzten wir den nächsten Tag den Abstieg fort. Ganze 1.000 Hm fehlten uns noch bis Chauray, von wo aus wieder eine Straße einsetzte.
Nach diesen 11 sehr anstrengenden Kilometern setzten wir uns in Chauray auf unsere Räder und jetzt ging es schneller abwärts. Auf den folgenden 32 Kilometern machten wir auf einer Schlaglochpiste ein weitere Reise durch die Vegetationszonen der peruanischen Anden. Es setzte zunächst Baumwuchs ein, welcher nach mehreren 100 Hm abwärts von Kaffee- und später dann durch Bananenplantagen ersetzt wurden. In Santa Teresa flimmerte die Luft über dem Beton und wir akklimatisierten uns bei einem großem Mittagessen an das feucht-heiße Klima.
Wir fanden auch gleich einen Platz zum Zelten und begaben uns auf die Suche nach unserem Freund James.
Santa Teresa soll uns nun als Basis zur Erkundung von der heiligen Stadt der Inkas, dem Machu Picchu dienen.
Wie kommt man überhaupt dazu sein Fahrrad über so einen Trek zu schieben?
Die Idee war es, die heilige Stadt der Inkas auf dem kürzestem Wege zu erreichen. Alternativen waren zum einem, eine von San Jeronimo abzweigenden Piste mit Zacken in der Strecke wo einem schon von dem Blick auf die Karte schlecht wird. Diese hätte auch etwa 300 Kilometern mehr weg bedeutet. Weiterhin wollten wir nicht vorher nach Cusco, um dann wieder einen Tag mit dem Bus zurück in Richtung Santa Teresa zu fahren, um dann später wieder nach Cusco zurückzukehren.
Wir fanden im Internet zwei Berichte von anderen Verrückten und beschlossen gemeinsam es zu wagen. Was die Berichte aber nicht beleuchtet haben, das waren natürlich die miserablen Wegverhältnisse.
Hat sich das jetzt wirklich gelohnt?
Der Salkantay – Trek ist wunderschön und wäre sicherlich noch schöner wenn wir die Schinderei mit den Rädern nicht hätten. Uns war nicht bewusst, dass es so gute Transportmöglichkeiten an den Start des Treks von Cusco aus gibt und die Fahrzeit auf diese Seite wohl nur 2 Stunden beträgt.
Unsere Empfehlung für Radreisende wäre folgende. Das Fahrrad in Cusco abstellen(Hostal Estrellita) -> mit dem Collectivo zum Salkantay – Trek -> wandern auf dem Salkantay bis Chauray oder bis Santa Teresa und von dort aus zum Machu Picchu. Von Santa Teres gibt es dann mehrere Verbindungen nach Cusco zurück.
Jetzt aber auf zum Machu Picchu. Eindrücke gibt es in unserem nächstem Beitrag.
Hasta Luego Amigos!
Kann man mit dem Fahrrad in Machu Picchu rein oder muss man das Fahrrad „davor“ abstellen ?
Hallo Alexander, Entschuldigung für die späte Antwort. In die Stätte darf/kann man das Fahrrad nicht mitnehmen. Wenn du mit dem Fahrrad bis ins Macchu Picchu Village gekommen bist, dann lass es am besten unten im Ort und lauf hinauf. Du kannst zwar auch hinauf radeln, aber bei dem Verkehr der Shuttlebusse ist das kein entspanntes radeln. Grüße