Noch berauscht von den Erlebnissen der letzten Etappe, schoben wir wieder in der Früh, unsere Räder in die Morgenkälte. Ab Huallanca setzte sich die Abfahrt fort und es ging weiterhin abwärts bis nach La Union.
Maximale Höhe: 3995 m
Gesamtanstieg: 2528 m
Dort setzten wir uns an einen Stand an dem uns eine nette Dame mit Kaffee, Käsebröttchen und weiteren Süßigkeiten verköstigte. Dieser Stand war das erste Model dieser Art in Peru bisher und wir haben uns an die guten Zeiten in Kolumbien zurück erinnert. Bitte mehr von diesen Zufluchtsorten in Peru!!!
Unser anspruchsvolles Tagesziel war Chavinillo. Nach ungeahnten Anstiegen waren wir überfroh, das Dorf am späten Nachmittag erreicht zu haben. Was dann kam, waren wohl die negativsten Eindrücke von Peru bisher. Schon den ganzen Tag bekamen die Leute von Kind bis Alt nichts anderes als ein grummliges „GRINGO“ über die Lippen. Von den Hängen und Tälern schallte es „GRINGO“! Bei der Einfahrt wurden wir von ein Paar Rotzlöffeln verfolgt, die versucht haben was von unseren Rädern zu schnappen. Matürlich mit „GRINGO“ – Mobbingdauerschleife.
In dem Dorf hatten wir die Auswahl zwischen mehreren gammligen Löchern mit muffigen Matratzen, welche sich Unterkünfte nannten. Teilweise mit Toiletten, welche als solche nicht wirklich mehr zu erkennen waren und Wasser war auch an einigen Stellen Gold wert. Es sammelten sich die Grüppchen auf den Straßen und begafften die drei „GRINGOS!“ bei ihrer erfolglosen Suche. Anja war auch sehr erfreut über ihren ganz eigenen schmalzigen Fanclub pupertierender Jugendlicher.
Wir waren schon drauf und dran die Stadt zu verlassen und irgendwo unser Zelt aufzuschlagen bis wir dann doch noch eine nette Unterkunft fanden. Wir mussten mit sehr viel Obacht unsere Sachen in den zweiten Stock bringen. Haben sich ja schon wieder 15 Personen zum Gaffen versammelt und Kinder kamen wieder verdächtig nah und schauten ob sie wieder ein loses Stück Material beim vorbeirennen erhaschen können. Es war sehr schwer in diesem Affenzirkus den Verstand zu behalten…
Später am Abend gingen wir nochmal auf eine schnelle Versorgungsrunde. Das Stolpern der Leute über Bordsteine oder das mit offenem Mund Suppe essen verriet uns, dass sie nicht oft Besuch vom weißem Mann bekommen und jeden Schritt „unauffällig“ verfolgten. Ein riesen filmreifer Zirkus über den wir sicherlich Lachen würden, wenn wir nicht die Clowns wären…
Am nächsten morgen kehrten wir der Stadt, in der Frühe den Rücken zu und setzten uns in Richtung Huanuco in Bewegung. Es ging nochmal über einen 4.000 Meter – Pass hinauf und dann folgte ein schöne 60 Kilometer lange Abfahrt. Zum Schluss befanden wir uns 2.000 Höhenmeter tiefer und es wurde wieder heiß.
Huanuco ist mit 120.000 Einwohnern die Hauptstadt der gleichnamigen Region und sehr geschäftig.
Von hier aus wollen wir eine Busetappe einlegen. Die nächste Etappe, hätte uns entlang einer Hauptachse mehrerer größerer Städte geführt. Ein weiterer Blick auf das Höhenprofil bekräftigte unsere Entscheidung. Auf den ersten 120 Kilometern sollte es wieder auf 4.300 Meter hinauf gehen. Diesmal nicht mit uns…
Auch wenn Peru in vielen Bereichen mit dem deutschem Standard nicht zu vergleichen ist, dann hat uns das Angebot der hochmodernen Überlandbusse schon sehr oft beeindruckt. Was hier für Karossen über die Wellblech- / Schlammpisten gejagt werden, das haben wir noch auf keiner deutschen Autobahn bisher gesehen. Noble zweistöckige Busse mit bis zu vier Achsen, finden ihren Weg bis in die letzten Dörfer.
In so einem durften wir Platz nehmen. Es gab ein Komfortangebot von ungeahnter Güte und schon bald besser als im Flugzeug. Es war schon wie ein kleiner Kulturschock, denn wir hatten uns schon mit dem Gedanken an die Holzpritsche angefreundet.
Kurz vor der Abfahrt fragte ich den Lademeister, warum er denn den Laderaum mit diesen Eisenkeilen von Innen verrammelt. Er beruhigte mich damit, dass es oftmals Überfälle auf dieser Strecke gibt. Na dann… Wir wünschten uns viel Glück und hielten schon mal ausschau wo wir unsere Wertsachen im Zweifelsfall verstecken könnten.
Maximale Höhe: 4353 m
Gesamtanstieg: 4054 m
Nach einer störungsfreien Fahrt rollten wir früh um 6:00 Uhr nach 10 Stunden und nur 370 Kilometern in Huancayo ein. Wir waren ganz schön gerädert, denn diese endlosen Bodenwellen / Erziehungshilfen aller gefühltem Kilometer, ließen einem bei dem ständigem Abbremsen und Anfahren auf dem Sitz auf und abwandern. Wir begaben uns zur nächstbesten Unterkunft und holten den Schlaf nach.
Von Huancayo geht es natürlich wieder mit dem Rad weiter. Einen Beitrag von unserer erlebnisreichen Fahrt nach Ayacucho folgt demnächst. Also bleibt dran und bis bald.
Hast Luego Amigos!