Die Entscheidung über die nächste Wegstreck war wohl die schwierigste, welche wir bisher fällen mussten. Wir beschäftigten uns schon seit Tumbaco damit und sind noch zu keiner Entscheidung gekommen.
Variante 1: Von Loja führt eine Strecke direkt Richtung Süden, über das Traveller – Örtchen Vilcabamba. Diese soll nach Vilcabamba sehr anstrengend, schwül – heiß, schlammig und voller Baustellen sein. Danach geht es wieder hoch in die peruanischen Anden und da warten wieder steile Berge.
Variante 2: Nach den steilen Bergen in Ecuador sehnten wir uns nach etwas flachem Grund und liebäugelten mit der Küstenwüste von Peru. Das einzige was uns zurückgehalten hat, waren die vielen Warnungen vor Raubüberfällen in dieser Gegend. Wir machten unsere Hausaufgaben und verbrachten mehrere Stunden im Internet, auf der Suche nach neueren Ereignissen. Wir fanden jedoch keine dokumentierten Vorgänge über das letzte Jahr. Wir fanden aber Berichte von mehreren Festnahmen in diesen Fällen. Um nochmal auf Nummer sicher zu gehen, riefen wir Lucho in Trujillo an. Lucho betreibt in Trujillo ein Casa de Ciclista und bekommt solche Vorfälle wohl am ehesten zu hören. Er sagte „todo tranquilo“ und so stand unsere Entscheidung fest. Es geht in die Wüste!
Maximale Höhe: 2596 m
Gesamtanstieg: 4742 m
Wir waren sehr froh, als wir den Berufsverkehr von Loja überstanden hatten. Ein Paar Kilometer aus der Stadt hinaus und dann flachte der Verkehr ab und wir konnten wieder entspannt trampeln. Es ging 500 Hm hinauf. Es wurde wieder spürbar frischer und ein bissiger Wind machte das Trampeln wieder etwas spannender. Oben angekommen, öffnete sich die Landschaft und wir bekamen einen Blick in das riesige Tal von Catamayo. War die Landschaft um uns sonst recht karg, so machte das Tal von weitem einen sehr saftig grünen Eindruck.
Eine Wilde Abfahrt brachte uns von 2.600 Hm hinunter auf nur noch 1.250 Hm in Catamayo.
Die Luft brannte und wir konnten uns erstmal wieder von mehreren wärmenden Kleidungsstücken befreien. Zu unserem Erstaunen, wurde in dem Tal wie wild Zuckerrohr angebaut. Dies war die saftig grüne Farbe, welche wir von oben gesehen hatten.
Auf dem Hauptplatz von Catamayo legten wir eine Pause ein und wurden von einer ganzen Schulklasse beim ausruhen beglotzt. Bei der Abfahrt haben wir schon unser Projekt für den restlichen Tag, auf der anderen Seite des Tales, gesehen. Die Straße schlängelte sich da wieder in die Höhe.
Die nächsten Stunden Bergfahrt, ließen den Schweiß nur so fließen. Begleitet mit lohnenden Ausblicken, ging es wieder in die Höhe. In dem Ort San Pedro legten wir einen weiteren Stop ein und belohnten uns mit einer kühlen Flasche Cola. Wir hegten den Plan, uns mal nach einer Unterkunft umzusehen. Zum Angebot standen mehrere überteuerte und eine günstige, für welche wir eigentlich bezahlt werden müssten, um da zu bleiben. Wir genossen noch ein wenig das Flair des schönen Hauptplatzes und ließen uns von der Bose – Platzbeschallung berieseln.
Mit der Absicht, uns einen schönen Zeltplatz zu suchen, ging es wieder weiter. 7 Km hinter San Pedro war dieser dann gefunden. Mit wieder einem tollem Sonnenuntergang, über der weiten Andenlandschaft, wurden wir für den Tag belohnt.
Wir setzten den Anstieg vom Vortag fort. Dieser brachte uns entlang von vereinzelten Bauernhäuschen. Die Einwohner schauten unserem Schuften sehr interessiert zu und grüßten stets freundlich mit einem „Buenos Dias“.Auf der Höhe von dem kleinem Örtchen Las Chinchas, wechselten wir Aufstieg gegen Abfahrt und rauschten abwärts. Bei der Einfahrt zu Catacocha kamen wir mit glühenden Felgen zum stehen. Bei der Tankstelle an der Abzweigung filterten wir Wasser und füllten Benzin für unseren Kocher auf. Wir entschlossen uns doch dazu, in den sauren Apfel zu beißen und uns den sch****esteilen Anstieg nach Catacocha hochzuquelen. Unsere Futterreserven waren fast aufgebraucht und für den Rest des Tages lag nichts größeres mehr auf dem Weg.
Catacocha entpuppte sich als ein sehr nettes Städtchen, mit einem eigenem Mercado und wie so oft, sehr nettem Hauptplatz. Nach einer Rast auf dem Hauptplatz, Einkauf und Mittagessen im Mercado, begaben wir uns wieder in unseren Abfahrtsrausch. Dieser brachte uns hinunter in die brennende Hitze des Tales um den Rio Playa. Dieser gibt ab nun an die Strecke vor.
Wir konnten bei dem Freibad in El Naranjo kostenlos unser Zelt aufstellen. Ja, es gab hier auf einmal ein Freibad, welches von den Bergbewohner rege genutzt wurde. Später wurden wir dann von einer Gruppe zum Grillabend rübergewunken. Dieser Abend war einer der amüsantesten Begegnungen auf unserer Reise. Gutes Essen, reichlich Bier und stimmgewaltige, lateinamerikanische Musik ließen die Stimmung kochen. Irgendwann kam natürlich wieder die altbekannte Frage: “ Ihr seit so lange schon zusammen und in einem gebärfreudigem Alter und habt immer noch keine Kinder? (das verwundert jeden katholischen Latino seit Mexiko) Unsere eingeübte Antwort darauf: “ Jetzt haben wir zwar noch keine, aber in der Zukunft ganz viele!“ Diese Antwort stellt zumeist die Fragenden zufrieden, aber diese gesellige Truppe diesmal nicht. „Ihr könnt doch heute Abend, einen kleinen Catacochaianer zeugen…einen Ecuadorianer! Das müsst ihr uns versprechen. Wir schauen heute nach, ob auch das Zelt wackelt!“
Ja, gut! Das versprechen haben wir zwar nicht gehalten, aber wir hoffen, dass sie es uns nicht für übel nehmen.
Am nächsten Tag sind wir dann aufgebrochen, um die Grenzstadt Macara zu erreichen. Die Landschaft wurde zunehmend trockener und die Temperaturen stets heißer. Entlang von Kakteen und verdorrten Büschen ging es tendenziell, durch einige kernige Anstiege unterbrochen, abwärts. Immer wieder hatten wir einen Blick auf das Flussbett des Rio Playa. Dort waren die Goldschürfer der Kategorie 2.0 am Werk. Diese ackerten das Flußbett mit schwerstem Gerät, auf der Suche nach Gold, um.
Der Abwärtstrend wurde dann durch einen brutalen 500 Hm Anstieg kurz vor Macara unterbrochen. Dieser war bei den herrschenden Temperaturen von 35 °C sehr ätzend zu erklimmen. Zum Finale des Tages, brachte uns eine 15 Kilometer Abfahrt hinunter nach Macara, das wir die ganze Zeit vor uns hatten.
Die letzten Tage waren wir beide recht schlapp und sehnten uns nur noch ein Bett zum Ausruhen herbei. Wir haben uns wohl bei den vielen verschnupften Nasen in Loja angesteckt.
Wir fanden ein riesiges Zimmer mit Internet für 10$ und nannten Macara für eine knappe Woche unser Zuhause / Lazarett. Gleich gegenüber unserer Unterkunft befand sich der Mercado. Dort besorgten wir uns jeden Tag eine Ladung Früchte.
Es ist fast so, als hätten wir unsere Tour entlang der Stadtfeste in Ecuador geplant. In Macara wurde der 112 Geburtstag gefeiert. Programmpunkte waren Vorstellungen von lokalen Vereinen, eine Pferdeshow und eine Misswahl der Schönheiten aus den Umliegenden Ortschaften. Zum Abschluss spielten dann noch zwei Latinobands.
Mit der Teilnahme an diesem Fest, haben wir uns von Macara und auch Ecuador verabschiedet. Am nächsten Tag geht es über die Grenze nach Peru und somit hinaus in die Wüste.
Ecuador ähnelte sehr dem kolumbianischem Flair. Was aber dazu kam war, dass die indigene Bevölkerung das Landbild auch sehr bereichert und in den Bergen sehr präsent ist. Diese sind ein sehr fleißiges, hart arbeitendes Volk, welches ihre Tradition mit sehr viel stolz noch auslebt. Wir haben von Ecuador die Andengegend kennen lernen dürfen. Aber dieses Land hat auch noch das Amazonastiefland, Strand und Galapagos-Inseln zu bieten.
Die Zeit haben wir sehr genossen und die lockere Herzlichkeit der Bekanntschaften, werden wir niemals Vergessen. Südamerika hat uns gefesselt und macht uns süchtig nach mehr.
Also…, Hasta Luego Ecuador! Hola Peru!