Für die Höhe von 3.000 Meter, war es die ganze Nacht ungewöhnlich warm und wir konnten am nächsten Morgen ein trockenes Zelt abbauen. Nach einer stärkenden Portion Haferflockensuppe sind wir auf unsere Räder gestiegen und rauschten in den ersten 8 Tageskilometern, knapp 600 Hm hinunter nach San Pedro de Alausi – kein schlechter Start in den Tag.
Dafür wartete auf der anderen Seite der unvermeidliche Gegenanstieg, der uns wieder 300 Meter in die Höhe brachte.
Auf dem Hauptplatz von Chunchi hat sich Pato Vite zu unserer Mittagspause gesellt und uns über unsere Tour ausgefragt. Er hat uns für Cuenca eine Bleibe, bei seinem Freund Maycot Mayorga vermittelt. Dort wollten wir in etwa zwei Tagen sein und einen Stop einlegen. Muchas gracias para ayuda amigo Pato!
Nach dieser Pause haben wir uns von Pato verabschiedet und sind wieder aufgebrochen, um noch ein Paar Kilometer abzustrampeln. Die Kräfte haben uns dann an dem Hügel bei Llagos verlassen und wir haben uns nach einem Platz zum Zelten umgesehen. Wir fragten ein Paar Einheimische nach einem Platz. Diese verwiesen uns auf das Gelände der Schule.
Am nächsten morgen setzten wir den Anstieg fort und waren erstaunt, dass dieser sich noch einige Zeit hinzog. Zum Glück hatten wir am Vortag, zeitig genug abgebrochen. Nachdem wir den höchsten Punkt erreicht hatten, ging es mehr oder weniger flach dahin. Wir rollten entlang von weiten Weideflächen. Das Hauptgewerbe der Gegend waren Milchprodukte . Die Einheimischen hatten alle Hände voll zu tun, ihre frisch gezapfte Milch aus den Bergen oder aus dem Tal per Esel oder per Hand an die Straße zu bringen. Unzählige Milchwagen und Laster passierten uns, welche das weiße Gold zum nächstgelegenen Milchwerk brachten. In einem dieser Dörfer, kauften wir für unseren Mittagssnack, einen schönen großen Klumpen Käse.
Begleitet von Sonne und tollen Ausblicken, rollten wir entlang der Außenkante der Anden. Wäre kein Morgennebel im Tiefland, hätten wir vielleicht sogar den Pazifik sehen können. Abgerundet hat diesen Morgen noch der geringe Verkehr. Trotz dessen, dass wir auf de Panamerikana unterwegs waren, konnten wir fast ungestört dahinradeln.
Maximale Höhe: 3554 m
Gesamtanstieg: 4731 m
Das mit dem ruhigem Dahinradeln änderte sich leider, als wir Zhud passierten. Dort spülte die E40 wieder unzählige stinkenden Kraftwagen auf unsere Route (E35) in Richtung Cuenca.
In Zhud gab es aufgrund des Verkehrsaufkommens, wieder jede Menge Restaurants. Überall hang eine Sau am Haken vor der Futterkrippe und warb um kräftige Esser. Für uns war es zum Mittag noch zu früh und mit so einer Sau, auf der sich die Fliegen sammeln, kann uns keiner locken. Wir machten eine kleine Trinkpause und beobachteten eine Weil das Treiben. Danach legten wir Richtung El Tambo ab.
Was uns wieder einmal Stirnrunzeln bereitete ist, dass jeder genau das selbe Angebot hatte. Links und recht der Straße hangen 30 Schweine im Staub der Straße. In den Pfannen, mit bis zu einem Meter Durchmesser, rührte jeder die gleiche Art Essen. Weiterhin hatte jeder, das in gleicher Reihenfolge sortierte Getränkeregal. Dies ist ein lateinamerikanisches Phänomenen – beim Nachbarn scheint es zu laufen, das mach ich auch so.
Unser Tagesziel war die von El Tambo etwa 13 Kilometer süd-östlich liegende Inkastätte „Ingapirca“. Wir fanden im Internet die Information, dass man dort auch sein Zelt aufstellen kann und so sollte dort auch unser Nachtlager sein.
Weil unser Kraftreserven schon zum großen Teil verbrannt waren, erkundigten wir uns bei einigen Einheimischen, nach der Beschaffenheit des Weges nach Ingapirka. „Todo plano“ und zwischen 1 und 5 Kilometer sollen es sein. „Todo plano“ waren es dann doch noch knapp 400 Höhenmeter, mit teils sehr steilen Anstiegen. Wieso fragen wir überhaupt…
Überglücklich waren wir, als wir die Ruinen dann erreichten und unsere Räder abstellen konnten. Bei unserem Glück hat ein dichter Nebel eingesetzt und die Inkastätte verschlungen. Wir wollten uns aber trotzdem ein Bild von den Ruinen machen und haben uns die Eintrittskarten geholt. Unser Gesundheitskarten haben sich als Studentenausweise wieder sehr nützlich gemacht und uns einen günstigen Eintritt verschafft. Da hatte ich mit meinem Papierstück von der TU – Dresden schon wesentlich weniger Erfolg, als mit den Gesundheitskarten. Danke an die AOK und an die IKK!
Die Grundsteinleger der Stätte war das Urvolk der Kañari. Die Inkas haben hier, wie bei vielen anderen Stätten auch, die Anlagen komplett umgebaut oder überbaut und somit, wie später die Spanier, viel Kulturgut zerstört.
Die Anlage war dennoch sehr eindrucksvoll. Sie ist an einem Hang gelegen und bietet bei freier Sicht einen Blick auf das darunter liegende Tal und die umliegenden Berge.
Das Herzstück der Stätte, ist der sogenannte Sonnentempel. Dieser diente als Sitz des Herrschers. Weiterhin gab es ein Observatorium, Grabstätten und rituelle Bäder zu bestaunen.
Unser Ziel für den nächsten Tag war Cuenca. In Cañar schauten wir uns eine Weile um. Sehr viele Menschen waren in traditioneller Kleidung unterwegs.
Cuenca haben wir nach 88 Kilometern und 1.400 Hm dann endlich um 17 Uhr erreicht. Das Flair der vielen kolonialen Gassen, hat uns gleich zugesagt und wir wussten sofort, dass wir uns hier für ein Paar Tage wohlfühlen können.
Hasta Luego Amigos!